Am merkwürdigsten haben sich in dieser Inflation bislang die Sachwerte verhalten. Normalerweise steigt ihr Wert gleichmäßig mit der Inflationsrate an. Doch wir müssen bedenken, dass wir gerade in der Anfangsphase sind. Schauen wir also auf einige Gruppen von Sachwerten:
Immobilien:
Kenner erwarten bereits seit über einem Jahr, wenn nicht einen Crash, so doch ein deutliches Absinken im Bereich der Bestandsimmobilien. Begründet wird das sicherlich richtig mit einem bis an die Grenzen ausgedehnten Markt aufgrund des billigen Geldes des vergangenen Jahrzehnts. Die Rendite bei Zinsobjekten steht selten noch in einer vernünftigen Relation und die Attraktion wird in den Wertzuwächsen gesehen. „Heute gekauft, nächstes Jahr das Doppelte wert“. Die Zeiten sind definitiv vorbei. Auch der Selbstnutzer greift mittlerweile fast doppelt so tief in Tasche, statt 1.000 monatliche Belastung für einen 400.000€ Kredit, sind es derzeit gut 1.800€. Da ist mieten durchaus eine Alternative und in Deutschland mit seiner europäisch unterirdischen Eigentumsquote ja auch en vogue. Dazu kommt als zweiter Grund die Umschuldung und Anschlussfinanzierung aus günstigen Altkrediten hin zu den aktuellen Zinssätzen. Goldankäufer verdienen deswegen derzeit recht gut, trotz dass die Masse des Angebots aktuell den Goldpreis etwas gesenkt hat.
Zwei Sachverhalte sprechen jedoch gegen einen Preiseinbruch. Zum einem die Preise von Neubauten aufgrund der Baustoffe und der gestiegenen Handwerkerkosten. Letztere können aufgrund des Fachkräftemangels sich ja die Aufträge fast nach belieben aussuchen und glückliche Kunden erhalten Termine in 4 Monaten. So sind und werden gepflegte und vor allem modernisierte und sanierte Altbauten wieder stärker nachgefragt.
Zum anderen befinden wir uns historisch gesehen noch immer auf einem extremst niedrigsten Zinsniveau im Hypothekenbereich. Der historische Durchschnitt liegt bei gut 10%. Und mit steigenden Löhnen relativiert sich auch wieder der höhere monatliche Zins.
Unsere Vermutung: Im Wohnsektor ist daher mittelfristig nicht mit einem Preiseinbruch zu rechnen, sondern viel mehr mit einem Preiswachstum in Synchronisation mit der Inflation. Außer bei den so genannten „Schrottimmobilien“.
Spannender ist der Markt der Gewerbeimmobilien. Einerseits ist der Beschäftigungsmarkt stark, anderseits haben wir seit Jahren das Problem mit den sterbenden Innenstädten aufgrund des Internetkonsums. Zudem steht vor allem das produzierende Gewerbe vor dem großen Lieferkettenproblem, dass sich erst 2023/4 normalisieren soll. Wer hier nicht genügend Rücklagen gebildet hat und eine verminderte Produktion durchstehen kann, steht schnell vor dem Aus. Hinzu kommt, das in vielen Städten massenhaft neue Gewerbeflächen geschaffen wurden. Man schaue nur nach Aurich.
Unsere Vermutung ist ein Sinken der Preise bei Einzelhandelsflächen und Hallen.
Gold und Edelmetalle
Für viele unerwartet gab es auf Jahresfrist gerechnet einen Nachlass beim Goldpreis von fast 5%. Dabei ist Gold doch „der sichere Hafen in Inflationszeiten.“ Wie oben bereits erwähnt, haben Goldankäufer derzeit sehr gute Umsätze. Es wird vor allem von privater Seite aus viel, dieses ersten Notgroschens, auf den Markt gebracht. Doch diese erste Welle wird vorüber gehen, die Nachfrage steigen, der Goldpreis wird auch in dieser Inflation wieder sicherer Hafen sein, trotz ETF´s & Co., die den Preis derzeit künstlich niedrig halten.
Klassischer zweiter Notgroschen
Damit sind wir in unserem Geschäftsmetier angelangt. Die Sachwerte von bleibendem Wert, wie Münzen, antiker Schmuck, Gemälde, Sammlergegenstände, Waren von dauerhafter Qualität. Wir alle kennen diese Gegenstände von denen Tante Erna immer sagte: „Wenn ich mal tot bin, passt darauf gut auf. Wenn die Zeiten hart sind, wirst Du dafür immer noch Geld bekommen oder kannst es eintauschen.“ Wir hoffen mal nicht, dass wir wieder Zeiten erleben wie vor ziemlich genau 100 Jahren. Aber wir kennen auch einige Kunden, die derzeit schon Alkohol und Zigaretten horten um auf dem Schwarzmarkt aktiv werden zu können. Jedem Pessimisten sein Recht, jedem Optimisten seinen Spaß.
Fakt ist vor allem im Mai und Juni war eine extreme Kaufzurückhaltung zu vermerken. Mitte April ging es los und erst Mitte Juli sind wir wieder in etwa auf die Werte von März zurückgekehrt. Was wir feststellen ist, dass der Gesamtmark sehr uneinheitlich ist und in einzelnen Marktsegmenten immer wieder von starken Einbrüchen gekennzeichnet ist. Extremstes Beispiel war ein bestimmter Vasentyp, dessen Preise in den letzten zehn Jahren stabil zwischen 70 und 120€ lagen. Ein Händler mit einem großen Bestand hat Anfang Juni auf einmal 2.000 Stück a 10€ auf den Markt geworfen. Nun Mitte August sind die Durchschnittspreise wieder auf 35-40€ zurückgekehrt, allerdings bei niedrigem Umsatzniveau. Wir hatten eh nur drei Stück davon und haben sie erst mal mit nach Hause genommen, erfreuen uns dort an ihnen und wenn die Preise sich normalisiert haben, kommen sie zurück in den Laden. Zum Glück sind wir diversifiziert genug, als das solche einzelnen Markteinbrüche uns schaden können. Aber generell erleben wir, dass viele Händler kalte Füße bekommen, entweder weil sie nihct diversifiziert genug sind, zu wenig Rücklagen gebildet haben oder ihr Geschäftsmodell rein auf Just-in-Time basiert oder aber Kunden en masse die ersten Sachwerte verkaufen wie im Luxusuhrenmarkt(-20%). So haben wir das Paradox erlebt, dass alle Preise steigen, außer in unserem Bereich, wo sie in Teilbereichen sogar gesunken sind und tlw. noch tun.
Aber wir erleben seit Anfang Juli vermehrt die Kunden, die Ihr Geldvermögen schützen wollen, indem sie nicht nur auf Gold zurückgreifen, sondern eben auch auf den 2. Notgroschen.
Das gleicht zum weitaus großen Teil die gesunkenen Verkäufe an Jedermann aus. Zudem erleben wir seit Mitte August im letzteren Kundenstamm zwei Phänomene:
1. der kleine Belohnungskauf. Hat man doch etwas Geld über, möchte man sich mit etwas Gutem belohnen, wonach man sich schon lange gesehnt hat. Das sind vor allem Dekorationsgegenstände oder Spielzeug aus der Kindheit der Kunden. Wahrscheinlich schwingt darin die Sehnsucht nach einer besseren Zeit mit. Die Erinnerung an die guten Zeit, die in diesen schwierigen Zeiten halt gibt.
2. stellen wir eine vermehrte Nachfrage nach Möbeln fest. Die wir bislang kaum im Programm hatten. Die Preise sind ja mittlerweile wettbewerbsfähig zum großen Schweden und anderen Billig-Discountern der Möbelbranche. Und von der Qualität her überstehen die Stücke aus der alten Zeit ja mehr als einen Umzug. Letzteres, zusammen mit dem bleibenden Wert des Gegenstandes sind den Gesprächen nach zu urteilen die wesentlichen Gründe, neben dem Gefallen-Aspekt.
Wir gehen davon aus, dass der Markt, aufgrund von Konkursen und Überlebenskampf noch bis Mitte 2023 volatil bleibt und sich dann dem Inflationsniveau anpasst. Mit Chance das allgemeine Preisniveau noch zu überholen, da die Nachfrage in Krisenzeiten nach qualitativen Gegenständen von Wert steigt.
Bei der Golddiskussion kommt mir immer wieder die Rede von Warren Buffet an der Harvard-Universität: „Gold wird aus dem Boden in Afrika oder irgendwo sonst in der Welt ausgegraben. Dann schmelzen wir es ein, graben ein anderes Loch, verstecken das Gold wieder darin und bezahlen dann Menschen, um darum herumzustehen und es zu bewachen.“ Gold sei „einfach unnütz“, so Buffett weiter.
Ganz unrecht hat er ja nicht, trotzdem als Notgroschen bin ich ganz klar bei Gold.